Das Neue Berlin
- Autor: Vários
- Narrador: Vários
- Editor: Podcast
- Duración: 154:00:36
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Sinopsis
Wen kümmert's, wer spricht?
Episodios
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Migrantische Arbeit – mit Peter Birke
14/10/2024 Duración: 01h14minOb bei Amazon, im Taxigewerbe oder in der Pflege: An vielen Orten ist der Arbeitsmarkt nicht nur in Oben und Unten geteilt, sondern auch danach, wer Migrationsgeschichte hat oder nicht. Manche Branchen funktionieren nur durch Menschen ohne deutschen Pass. Oft sind die Arbeitsbedingungen hier schlecht und der Lohn gering. Und oft bleibt die Arbeit unsichtbar: in abgelegenden Werkshallen, im Dunkel der Nachtschicht oder in der Grauzone des Arbeitsrechts. In der Sendung sprechen wir mit Peter Birke vom Soziologischen Forschungsinstitut in Göttingen. Er untersucht seit vielen Jahren den Zusammenhang von Arbeit und Migration, insbesondere in der Fleischindustrie und im Versandhandel. Er erklärt uns die komplexe Struktur eines segmentierten Arbeitsmarktes, den historischen Wandel des deutschen Migrationsregimes und die Widersprüche kapitalistischer Verwertungsdynamiken. Birke beschreibt die Lebens- und Arbeitsverhältnisse von Migrant*innen in einem Spannungsfeld von rechtlicher Informalität, komplizierten Anwerbe
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Rechtes Denken und Fühlen – mit Felix Schilk und Florian Spissinger
30/08/2024 Duración: 01h44minHintergründe für den Rechtsruck in westlichen Ländern gibt es viele: wirtschaftliche Transformation, Ab- wie Zuwanderung, fehlende staatliche Daseinsvorsorge. Hört man rechten Populisten zu, scheint all das aber mit besonderer Bedeutung aufgeladen zu sein. Wirtschaftliche Transformation wird zum Irrsinn einer "grünen Elite". Zuwanderung zum "großen Austausch". Die Regierung zum "Totengräber der Nation". Zwei jüngst erschienene Arbeiten setzen sich mit dieser Sinngebung auseinander: Felix Schilks Erzählgemeinschaft der Neuen Rechten und Florian Spissingers Gefühlsgemeinschaft der AfD. Schilk analysiert in seiner Arbeit anhand von Zeitschriften die immer wiederkehrenden Grundstrukturen konservativer und rechter Erzählungen. Spissinger untersucht an Stammtischen und an Wahlständen, welches positive emotionale Angebot die AfD ihren Anhängern machen kann. Im Gespräch erkunden wir die unauflöslichen Mehrdeutigkeiten und Widersprüche einer Weltanschauung: mal revolutionär, mal bieder, mal schimpfend, mal zum Wohl
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Paradoxe politische Redeweisen – mit Astrid Séville und Julian Müller
09/08/2024 Duración: 01h26minWer wahnsinnig genug ist, sich am politischen Diskurs in den sozialen Medien zu beteiligen, begegnet neuen Formen des politischen Sprechens: Aktivisten, die sich staatstragend äußern, als wären sie Bundespräsidenten, verbeamtete Wissenschaftler, die die Revolutionen fordern oder auch subversive Komiker, die ganz unironisch Werbung für die deutsche Polizei machen. Oder doch ironisch? In der politischen Kommunikation scheinen klassische Differenzen zu verschwimmen: Es verbinden sich Affirmatives und Kritisches, rhetorisch Gesetztes und Wildes, Flapsiges und Bitterernstes. Wir haben es mit neuen, manchmal verwirrenden Paradoxen politischer Kommunikation zu tun. Astrid Séville und Julian Müller setzen sich mit dieser neuen kommunikativen Unübersichtlichkeit auseinander. Politische Redeweisen, so ihre These, müssen heute ganz unterschiedliche Erwartungen auf oft paradoxe Weise miteinander verbinden. Wir sprechen mit ihnen über Versuche, Autorität in einer autoritätsskeptischen Gesellschaft zu beanspruchen, den j
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Was ist eine gute Kindheit? – mit Johannes Drerup und Gottfried Schweiger
24/06/2024 Duración: 01h32minOb Eltern oder Kinderlose, jeder hat eine starke Meinung, wie eine gute Erziehung auszusehen hat. Schnell sind starke Werturteile bei der Hand: Diese und jene Eltern seien zu streng oder zu nachgiebig, zu ambitionslos oder zu leistungsorientiert. Die einen mahnen vor den verweichlichten Helikoptereltern, die anderen sehen eher in autoritärer Erziehung das Wohl der Kinder gefährdet. Und jede Generation kann, zu recht oder zu unrecht, ihren Eltern vorwerfen, das meiste falsch gemacht zu haben. Aber was lässt sich allgemein über eine gute Kindheit sagen? Ist sie nur Ansichtssache und Privatangelegenheit? Mit unseren Gästen Johannes Drerup und Gottfried Schweiger sprechen wir darüber, was sich aus philosophischer Perspektive über eine gute Kindheit sagen lässt. Den Autoren geht es dabei nicht um die Beschreibung einer idealen und bestmöglichen Kindheit, sondern um einen Minimalstandard für eine hinreichend gute Kindheit, die in verschiedenen Lebensformen verwirklicht werden kann. In der Sendung fragen wir nach
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Von Mao bis Xi – mit Felix Wemheuer
22/04/2024 Duración: 01h31minAn China kommt niemand mehr vorbei: weder wirtschaftlich, noch sicherheitspolitisch, noch ökologisch. Das Land ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und hat keine schlechten Chancen, auch in absehbarer Zeit den ersten Platz einzunehmen. Zugleich ist China schwer zu deuten: Mit seiner uralten kulturellen Tradition, seiner hybriden Wirtschaftsweise und seinem Einparteiensystem gibt es westlichen Beobachtern regelmäßig Rätsel auf. In dieser Folge versuchen wir deshalb, das gegenwärtige China aus der langen historischen Linie zu verstehen. Mit unserem Gast, dem Sinologen Felix Wemheuer, sprechen wir über die wechselvolle Geschichte Chinas im 20. und 21. Jahrhundert. Dabei interessieren wir uns für die Besonderheiten des chinesischen Kommunismus unter Mao, die Gründe für die Hungerkatastrophe im "Großen Sprung nach vorn" sowie die gewaltvolle Dynamik der Kulturrevolution. Zudem blicken wir auf die Erfolge und sozialen Verwerfungen der Reformära und landen schließlich in der Gegenwart. Wemheuer berichtet u
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Das Thüringen-Projekt – mit Marie Müller-Elmau und Hannah Beck
26/03/2024 Duración: 01h21minIn diesem Herbst finden Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen statt – und damit in drei Ländern, in denen mit der AfD eine Partei hohe Zustimmung erhalten könnte, die vom Parlamentarismus und von demokratischen Verfahren nicht viel hält. Eine Gruppe von Wissenschaftler*innen setzt sich deswegen im „Thüringen-Projekt“ mit der Frage auseinander, welche Optionen die AfD bei einem Wahlerfolg hätte, rechststaatliche Kontrollinstanzen auszuhebeln und das demokratische System dauerhaft zu verändern. Es zeig sich: In vielen Fällen müsste sie dabei nicht mal geltendes Recht brechen. Mit Marie Müller-Elmau und Hannah Beck sprechen wir über die möglichen Szenarien einer rechtspopulistischen Transformation. Dabei werfen wir einen Blick auf Strategien der Obstruktion im Parlament und die Eingriffsrechte im Schulsystem, der Universität oder der Verwaltung. Noch hätten die demokratischen Parteien die Mehrheit für Verfassungsänderungen zum Schutz der Institutionen. Aber auch wenn man den Parlamentarismus rech
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Klimawandel als Klassenfrage im Werden – mit Linus Westheuser
19/02/2024 Duración: 01h27minIm vergangenen Jahr haben die Umweltaktivisten der "Letzten Generation" das Land mit ihren Straßenblockaden scheinbar an den Rande des Nervenzusammenbruchs geführt. Inzwischen hat die Gruppe angekündigt, sich nicht mehr festkleben zu wollen. Doch bleibt sie Symbol für den Konflikt um den politischen Umgang mit dem Klimawandel. Während die einen die Katastrophe schon längst angekommen sehen und endlich einen grundlegenden Politikwechsel fordern, fragen sich die anderen, was das soll: dieses Übertreiben, diese Eskalation auf dem Rücken der "ganz normalen Leute". So zumindest stellt sich der Konflikt öffentlich dar. Aber ist die Gesellschaft wirklich so gespalten? Gibt es zwei große Lager, die sich unversöhnlich gegenüber stehen? Antworten bekommen wir von Linus Westheuser. Er hat zusammen mit Steffen Mau und Thomas Lux im Buch Triggerpunkte eine Kartierung der deutschen Meinungslandschaft vorgelegt. Von ihm erfahren wir, dass die Einstellungen der Bevölkerung deutlich diffuser sind, als es die mediale Zuspitzu
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Einsam sterben – mit Susanne Loke
21/01/2024 Duración: 01h35minWenn ein Mensch alleine stirbt, hinterlässt er für immer ein Rätsel. In welchem Zustand war er in seinen letzten Momenten? Wollte er allein sein oder hätte er Hilfe gebraucht? Ein unbezifferter aber wohl beachtlicher Teil der deutschen Bevölkerung stirbt auf diese Weise. Manche werden erst nach Tagen, Wochen oder sogar Monaten aufgefunden. Welche Lebensbedingungen finden mit einem solchen einsamen Tod ihr Ende? Unser Gast Susanne Loke ist dem Thema in einer großangelegten Studie nachgegangen. In Aachen und Gelsenkirchen hat sie eine Vollerhebung aller unbegleiteten Tode über 10 Jahre durchgeführt, mit erstaunlichem Ergebnis: In den beiden Städten ist etwa jeder fünfte Verstorbene allein gewesen! Anhand des verfügbaren statistischen Materials und einer eigenen intensiven Fallstudie versucht Loke den Ursachen des einsamen Sterbens auf den Grund zu gehen. Dabei porträtiert sie auch an Beispielen die Biografien und Lebensverhältnisse von Betroffenen und verdichtet ihre Befunde zu einem komplexen Erklärungsmo
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Die Alternativlosigkeit der Partei – mit Jasmin Siri
20/11/2023 Duración: 01h20minDenkt man an die Krise der Demokratie im Jahre 2023, denkt man an den Aufstieg rechtspopulistischer Parteien. In vielen westlichen Nationen verschieben sie derzeit die Koordinaten des politischen Geschehens. Doch was auffällt: Auch wenn sie die „Altparteien“ herausfordern, auch wenn sie behaupten, dem "reinen Volkswillen" zu seinem Recht zu verhelfen: Parteien bleiben sie doch. Überhaupt scheint es trotz der allseitigen Frustration mit dem politischen System, trotz der Suche nach direktdemokratischen Alternativen in den letzten Jahrzehnten, dass Parteien bis auf weiteres alternativlos bleiben. Was hat es mit dieser politischen Form auf sich? Jasmin Siri fordert eine Soziologie der Partei, die diese weder als gegeben hinnimmt, noch sich in ihrer Kritik erschöpft. In der Sendung sprechen wir mit ihr über die Partei als eine Organisation, die uns systematisch immer wieder enttäuschen muss, an der aber kein Weg vorbeiführt, wenn man Politik soziologisch ernstnimmt.
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Der Kommunismus und wir – mit Gerd Koenen
23/10/2023 Duración: 01h31minVor knapp 30 Jahren endete der Kommunismus als "Weltbewegung". Zurück blieb wenig Anlass für Nostalgie. Bis heute liegt das historische Scheitern der Kommunismen des 20. Jahrhunderts als schwere Hypothek auf allen progressiven Projekten, die eine grundlegend andere Gesellschaftsordnung jenseits der bestehenden imaginieren. Grund genug, wieder einmal zurückzublicken, so illusionslos wie möglich, und sich zu fragen: Was war der Kommunismus? Unser Gast Gerd Koenen arbeitet seit Jahrzehnten an dieser Frage. Mit ihm wagen wir einen Parforceritt durch die Historie. Wir sprechen über die menschheitsgeschichtliche Dimension des Kommunismus und über den großen Bruch, in dem die moderne Welt entstand. Wir fragen ihn nach der Sonderstellung Karl Marx' und nach der Wirklichkeit des Proletariats. Und wir blicken mit ihm auf die kommunistischen Staatsgründungen des 20. Jahrhunderts. Was machte den Prototypen, die Partei Lenins, aus und was war der Grund für ihre geistige Abschottung, ihre panische Getriebenheit und monstr
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State of the Trade Union – mit Wolfgang Schroeder
21/09/2023 Duración: 01h26minGewerkschaften gehören zu den ältesten Interessenorganisationen der Arbeiter*innenbewegung. Sie stehen im Zentrum der Geschichte moderner Industriegesellschaften. Seit den Krisen der 1970er Jahre, mit den Stichworten Deindustrialisierung und schließlich Neoliberalismus, stand ihre Entwicklung lange unter einem negativen Zeichen. Sie schienen, ob nun veraltet oder mutwillig zerstört, der Vergangenheit anzugehören. Seit einigen Jahren hat sich das geändert. Man redet von einer Renaissance der Gewerkschaften. Gleichzeitig gibt es eine Reihe von Herausforderungen: ob Klimawandel und die durch den Ukraine-Krieg beschleunigte Energiewende, die sozialstrukturelle Pluralisierung der Gesellschaft und der Verlust klassischer Arbeitermilieus, schließlich das Erstarken der AfD, die den 'deutschen Industriearbeiters' als moralische Größe für sich zu reklamieren sucht. Unseren Gast Wolfgang Schroeder fragen wir, wie die deutschen Gewerkschaften darauf reagieren. Mit ihm reden wir über zentrale gewerkschaftliche Entwicklu
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Das Mittelalter vermitteln – mit Andrej Pfeiffer-Perkuhn
12/07/2023 Duración: 01h19minDie deutsche Soziologie versteht sich üblicherweise als Wissenschaft der modernen Gesellschaft. Französische und Industrielle Revolution bilden die historischen Wendepunkte. Was davor passiert ist, das interessiert kaum und ist nur in Klischees bekannt. Damit ist die Soziologie nicht allein, sondern ganz im Einklang mit populären Vorstellungen. 1000 Jahre europäische Geschichte werden auf wenige Bilder, auf die Standespyramide, Ritterrüstungen und den Schmutz in den Straßen eingedampft. Zwar können Archäologie und Mediävistik ein anderes, komplexeres Bild zeichnen. Aber wie das immer so ist: Wenn man nicht Teil des Faches ist oder es gute journalistische Beiträge gibt, ist es schwer, einen Einblick zu bekommen. Andrej Pfeiffer-Perkuhn hat sich zur Mission gemacht hat, das Bild vom Mittelalter zu korrigieren. Auf seinem YouTube-Kanal "Geschichtsfenster" spricht er über den mittelalterlichen Alltag, kocht mittelalterliche Gerichte nach oder regt sich über schlechte Dokumentationen auf. Dabei ist er weder Jou
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Bürgerliche Kälte – mit Henrike Kohpeiß
27/04/2023 Duración: 01h36minDie Verhältnisse sind schlecht – und sie sind kompliziert. Wie Überfluss und Mangel, Macht und Abhängigkeit, Reichtum und Not zusammenhängen, ist nicht immer klar zu erkennen. Wir ahnen aber, dass das Elend dieser Welt nicht unverbunden mit uns ist. Und trotzdem leben wir in unserem Alltag oft unbeschwert von dieser Ahnung oder haben schlicht unsere eigenen Probleme. Warum ist das so? Für die Philosophin Henrike Kohpeiß ist dieser Zustand durch eine bestimmte Subjektivität und Gefühlslage zu erklären, die sie "bürgerliche Kälte" nennt. Damit beschreibt sie eine affektive Technik, mit der Bürgerinnen und Bürger sich vor dem vollen Ausmaß der Gewaltverhältnisse schützen, von denen sie selbst profitieren. Kohpeiß rekonstruiert diese Subjektivität und formuliert im Rückgriff auf die Kritische Theorie und die Black Studies eine radikale Kritik des westlichen Selbstbilds. Im Gespräch nähern wir uns Kohpeiß' dialektischem Zugang zum Gegenstand und ihren bewusst unterbestimmten Grundbegriffen an. Wir diskutieren üb
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Alternative Fakten – mit Nils C. Kumkar
27/03/2023 Duración: 01h48minOb in der Klimakrise, der Corona-Pandemie oder im US-Wahlkampf: In den vergangenen Jahren haben wir uns angewöhnt, politische Konflikte als Auseinandersetzungen über Faktenlagen zu beschreiben. Eine Gruppe, die den Fakten vertraut, steht einer anderen gegenüber, die diese leugnet. Manche Beobachter haben daraus den Schluss gezogen, dass wir in postfaktischen Zeiten leben. Nils C. Kumkar möchte dem nicht so recht folgen. Der Soziologe hat untersucht, was genau passiert, wenn Klimaskeptiker, Trump-Anhänger oder Querdenker etabliertes Wissen in Frage stellen. Sein Ergebnis: sogenannte "alternative Fakten" sind eigentlich keine Fakten. Stattdessen ähneln sie kommunikativen Nebelkerzen, die verschleiern, worum es in der Diskussion eigentlich geht: um handfeste soziale Konflikte. Was ist das für eine Gesellschaft, deren Wahrheit medial präsenter ist als je zuvor, die aber gleichzeitig so sehr mit sich selbst ringt?
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Mit Ulrike Herrmann über das Ende des Kapitalismus
28/02/2023 Duración: 01h25minIn der Klimakrise gibt es zwei Grundpositionen: Die einen wollen den Klimaschutz innerhalb der bestehenden politisch-wirtschaftlichen Ordnung verwirklichen. Die Wirtschaft soll sich entwickeln wie gehabt und weiterwachsen können – nur eben ohne die Verbrennung fossiler Energieträger. Die anderen sind skeptisch, ob es ein solches ‚grünes Wachstum‘ wirklich geben kann. Zu letzteren gehört Ulrike Herrmann. Für sie ist der Kapitalismus eine Spirale von Krediten und industrieller Produktion. Kapitalistische Gesellschaften können wachsen oder krisenhaft schrumpfen, aber stagnieren können sie nicht. Dieser Wachstumszwang lässt sich für Herrmann nicht von dessen ökologischen Folgen entkoppeln. Wer den Klimawandel stoppen will, muss aus dem Kapitalismus aussteigen. In ihrem neuen Buch „Das Ende des Kapitalismus“ denkt Herrmann darüber nach, wie das ohne Katastrophe möglich ist. Mit ihr sprechen wir über Maschinen und Lohnkosten, mangelnde Ökoenergie und ihren Plan für die Postwachstumsökonomie: eine private Planwirt
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Spießer! – mit Sonja Engel und Dominik Schrage
27/01/2023 Duración: 01h48minDer Spießer ist geistlos, geschmacklos, engstirnig, ängstlich und ahnungslos. Kein Wunder also, dass niemand einer sein möchte. Der Spießer, das sind die anderen, von denen man sich abgrenzt. Und das nicht erst seit gestern, sondern mindestens seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Soziolog*innen Dominik Schrage und Sonja Engel haben dieser eingentümlichen Beschimpfung ein Buch gewidmet. Für sie ist das Spießerverdikt ein kommunikatives Muster, das trotz eines immer wieder erweiterten Repertoires von negativen Eigenschaften relativ stabil geblieben ist. In ihrer Diskursanalyse verfolgen die beiden diese besondere Art der Herabsetzung von der romantischen Spießersatire über die marxistische Kleinbürgerschelte bis zur bohémistischen Bürgerkritik. Auch in der Gegenkultur der 1960er und 70er-Jahre und in der reaktionären "Gutmenschen"-Verachtung der Gegenwart wiederholen sich ähnliche Logiken. Die Sozialfigur des Spießers erweist sich dabei als ein politisch flexibles Werkzeug der Abwertung. Es richtet sich immer
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Mit Luisa Schneider über das Leben auf der Straße
05/12/2022 Duración: 01h29minLeben auf der Straße bedeutet nicht nur, keine Wohnung zu haben, sondern in vielen Hinsichten ein ganz anderes Leben abseits der Gesellschaft. Dabei werden die Betroffenen oft für ihre Obdachlosigkeit verantwortlich gemacht und zu unerwünschten Personen im Stadtleben erklärt. Ihre subjetkiven Perspektiven und pluralen Lebensgeschichten bleiben unsichtbar. Luisa Schneider ist Anthropologin und hat in einer jahrelangen Feldforschung in Leipzig mit knapp 300 Obdachlosen Kontakt gehabt. Dabei hat sie versucht, sie wirklich zu verstehen. Mit ihr begeben wir uns in die Lebenswelt der Obdachlosigkeit, sprechen über die Organisation eines Alltags ohne Haus, die schiefe Logik des zeitgenössischen Sozialstaats und warum Gefängnis wie Urlaub sein kann.
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Die Wirksamkeit des Wissens – mit Frieder Vogelmann
02/11/2022 Duración: 01h25minWas ist Wissen? In der europäischen Geistesgeschichte gibt es darauf zwei Antworten: Aus der klassischen Philosophie kennen wir die Vorstellung der wahren, gerechtfertigten Überzeugung, also kurz der Teil unserer Meinungen, den wir mit guten Gründen vertreten und der eben einfach stimmt. Und dann gibt es dieses andere Wissen. Eines, das uns bestimmt, das uns Vorschriften macht und unsere Welt einteilt. Die Gestalt des Wissens also, auf die uns in unterschiedlicher Weise Ideologiekritik, Wissenssoziologie, Wissenschaftsforschung oder Wissensarchäologie hingewiesen haben. Für Vogelmann ist das Wissen kein passiver Besitz eines Subjekts, über den es beliebig verfügen kann. Wissen übe stattdessen eine eigenständige Kraft aus. In der Sendung sprechen wir darüber, wie das Wissen unser Selbst irreversibel verwandeln kann und wie das Verhältnis von Wahrheit und Politik eigentlich zu verstehen ist. Nur in einem Wissensbegriff, der Kraft und Wahrheit verbinden kann, lässt sich laut Vogelmann eine interdisziplinäre Zu
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Gewerkschaften in der ökologischen Transformation – mit Jana Flemming
26/09/2022 Duración: 01h14minDie ökologische Bewegung hat das Koordinatensystem politischer Konflikte hierzulande nachhaltig verschoben. Das ist nicht erst seit gestern ein Problem für Sozialdemokratie und Gewerkschaften. Denn ihre Entstehung ist untrennbar mit eben dem industriellen System verbunden, das den Klimawandel verursacht hat. Während sich linke Parteien schon länger auch jenseits des Arbeitermilieus positionieren, ist das bei den Industriegewerkschaften anders. Auch wenn sie den Klimawandel längst nicht mehr ignorieren, ist ihr Auftrag doch, das Interesse der Beschäftigten zu vertreten. Das Florieren der Industrie, also klimaschädliches Wachstum, ist indirekt also auch ihr Interesse. Die Industriegewerkschaften befinden sich also im Spannungsfeld von progressiver Politik (und das heißt im 21. Jahrhundert nun mal grüner Umbau der Wirtschaft) und den Interessen der klassischen, zum „bösen Buben“ gewordenen Industrie, der Stahlbranche, der Autohersteller. Wie gehen die Industriegewerkschaften damit um? Welches Verhältnis zur Natu
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Mit Dirk Brockmann und Heinz Bude über „undiszipliniertes“ Denken
22/08/2022 Duración: 55minMit der Corona-Pandemie steht die wissenschaftliche Expertise einmal mehr im Zentrum gesellschaftlicher Auseinandersetzung. Die einen feiern sie als Brandung im Sturm des Postfaktischen, die anderen fürchten sich vor einer entpolitisierten Technokratie in ihrem Namen. Doch gibt es überhaupt die Expertise? In der Pandemie beobachteten wir eher eine Konkurrenz der Disziplinen Virologie und Epidemiologie, Soziologie und Ökonomik – und vieler anderer mehr. Konkurrenz belebt zwar das Geschäft, und das könnte auch für die Wissenschaft gelten. Gleichzeitig geht es in vielen Streits zwischen den Fächern weniger um Erkenntnis selbst als um Macht und Geld, die jede institutionalisierte Wissenschaft auch zum Überleben braucht. Heinz Bude und Dirk Brockmann, der eine Soziologe, der andere Physiker und Komplexitätsforscher, haben sich in der „No Covid“-Initiative kennengelernt. Dort erlebten die beiden einen interdisziplinären Austausch auf Augenhöhe, ein „undiszipliniertes“ Denken, eine Expertise über Fachgrenzen hinweg.